In der brandenburgischen Grenzstadt Guben passiert derzeit etwas Außergewöhnliches. Die frühere Industriestadt an der Neiße kämpft seit Jahren mit Bevölkerungsschwund – heute leben hier nur noch rund 16.600 Menschen, halb so viele wie vor 30 Jahren. Doch statt zu resignieren, geht Guben neue Wege: Die Stadt lädt gezielt neue Bewohner ein – auch aus dem Ausland.
Kampf gegen den Bevölkerungsrückgang
Wie viele Regionen in Ostdeutschland hat Guben mit Abwanderung, niedrigen Geburtenraten und Überalterung zu kämpfen. Arbeitskräfte fehlen, Wohnungen stehen leer, und Schulen müssen zusammengelegt werden. Um gegenzusteuern, setzt die Stadt auf ein mutiges Konzept: Neugierige sollen Guben ausprobieren – ganz ohne Risiko.
Das Projekt „Probewohnen in Guben“

Ortseingang Ruben:
Von Rheinlausitzer – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=91151311
Unter dem Motto „Probewohnen in Guben“ bietet die Stadt Interessierten die Möglichkeit, zwei bis vier Wochen lang in einer möblierten Wohnung zu leben – zu einem symbolischen Preis von etwa 100 Euro pro Woche.
Organisiert wird das Projekt gemeinsam von der Stadtverwaltung, der Gubener Wohnungsgesellschaft mbH und der Initiative Guben tut gut.. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland – unter anderem aus Bosnien, Algerien und Brasilien.
Das Land Brandenburg hat das Projekt bereits als gutes Beispiel gegen den demografischen Wandel ausgezeichnet. Ziel ist es, neue Einwohner zu gewinnen und Guben als lebenswerte Stadt zu präsentieren – mit bezahlbarem Wohnraum, Natur, Ruhe und Nähe zur polnischen Partnerstadt Gubin.
Perspektiven und Grenzen
Neben dem Probewohnen investiert Guben auch in Schulen, Kitas und Infrastruktur, um Familien und Fachkräfte anzuziehen. Eine finanzielle Unterstützung, Umzugsprämie oder Arbeitsplatzgarantie gibt es derzeit jedoch nicht.
Wer sich nach dem Probewohnen entscheidet, dauerhaft nach Guben zu ziehen, muss Wohnung und Arbeit selbstständig finden.
Teilnahme für Nicht-EU-Bürger
Das Projekt richtet sich grundsätzlich an alle Interessierten, unabhängig von der Herkunft. Auch Bewerbungen aus dem Ausland werden berücksichtigt.
Allerdings müssen Nicht-EU-Bürger für einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland die allgemeinen Visa- und Aufenthaltsbestimmungen erfüllen. Das Probewohnen ersetzt keine Aufenthaltserlaubnis.
Fazit
Guben zeigt, dass ländliche Regionen neue Wege gegen den Bevölkerungsschwund gehen können. Das Projekt „Probewohnen“ ist ein Zeichen von Offenheit und Mut – und vielleicht der Beginn einer neuen Willkommenskultur in Ostdeutschland.
Wer Ruhe, günstiges Wohnen und eine neue Gemeinschaft sucht, könnte in Guben finden, was viele Großstädte verloren haben: Freiraum, Nachbarschaft und Perspektive.
👉 Weitere Informationen:
www.guben.de/de/leben-wohnen/probewohnen
